Geschichte der Kirchengemeinde St. Kolumban

Die Wurzeln der Kirchengemeinde St. Kolumban liegen in der Kirchengemeinde Unterboihingen. Wenig außerhalb des Dorfs Unterboihingen bestand nachweislich schon 1275 (Ersterwähnung im liber decimationis der Diözese Konstanz) ein dem heiligen Kolumban geweites Kirchlein: die heutige Friedhofskapelle “Zu unserer Lieben Frau” im Hirnholz. Im 14. oder 15. Jahrhundert ging das Patrozinium des hl. Kolumban auf eine neu gebaute Kirche im Dorfkern über. Diese Dorfkirche wurde im Jahre 1593 durch die Herren von Wernau, in deren Herrschaftsbereich Unterboihingen zu dieser Zeit lag, neu erbaut oder zumindest umgebaut – die Inschrift “1593” ist heute noch am Turm der Kirche im Ort sichtbar. Dieses Gotteshaus hatte eine Länge von ungefähr 14 Metern und war 8 Meter breit. Es ist heute noch von wenigen Bildern her bekannt.

Nach der Reformation Anfang des 16. Jahrhunderts war Unterboihingen eine von wenigen katholischen Enklaven in einem weitgehend evangelischen Umland. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts lebten in den evangelischen Nachbarorten nur wenige katholische Familien, die von Unterboihingen aus seelsorgerisch betreut wurden; so gehörten zur Kirchengemeinde St. Kolumban 37 Filialorte. Dies änderte sich mit der wachsenden Anzahl von Gläubigen und Einwohnern, die im Zuge der Industrialisierung ins Neckartal kamen. So wurden viele der Filialorte im Laufe der Zeit zu eigenständigen Gemeinden. Aber auch in Unterboihingen führte die steigende Einwohnerzahl bald zur Notwendigkeit einer neuen, größeren Pfarrkiche. Nach mehrjähriger Planung wurde 1910 das Schiff der alten Kolumban-Kirche abgerissen und binnen eines Jahres der von Joseph Cades entworfene neugotische Neubau errichtet.

Durch die Flüchtlingsströme der Nachkriegszeit erhöhte sich auch in den umliegenden evangelischen Gemeinden die Zahl der katholischen Christen. So beschloss im Jahr 1950 der damalige Pfarrer Hug, abwechselnd mit seinem Vikar Feil regelmäßige Sonntagsgottesdienste in den Teilgemeinden Köngen und Oberboihingen abzuhalten. Da diese Orte damals noch nicht über eigene Gotteshäuser verfügten, wurde der Gottesdienst in Oberboihingen im „Hirsch“-Saal, in Köngen im Gasthaus zur „Linde“ abgehalten. 1954 wurde in Köngen die Kirche „Zum guten Hirten“ erbaut. Köngen erhielt dabei gemeinsam mit Unterensingen den Status einer eigenen Kirchengemeinde. Die Oberboihinger Kirche Allerheiligste Dreifaltigkeit wurde 1964 geweiht. Hier finden regelmäßig Sonntagsgottesdienste, Taufen und Trauungen statt.

Im Jahr 2001 wurde die Kirchengemeinde St. Kolumban Wendlingen-Unterboihingen mit der Kirchengemeinde Zum Guten Hirten Köngen und Unterensingen zu einer Seelsorgeeinheit zusammengefasst. Beide Kirchengemeinden behalten ihre rechtliche Eigenständigkeit, unterstehen allerdings dem Zuständigkeitsbereich eines gemeinsamen Seelsorgers und Teams pastoraler Mitarbeiter/-innen.

Literatur

  • Josef Straub: Dorfchronik von Unterboihingen. Geschichte einer Pfarrgemeinde. 1960
  • Simone Mayer, Konrad Steinert, Clemens Straub: St. Kolumban 1910–2010. Geschichte einer Pfarrkirche. 2010