Betörende Musik mit Engelszungen – Der Jugendchor St. Kolumban begeisterte mit seinem Adventskonzert

Foto: Ulrich Scholder

Traditionell am dritten Adventssonntag fand das Adventskonzert des Jugendchores St. Kolumban unter der vortrefflichen Leitung von Christa Strambach in einer übervoll besetzten St. Kolumban-Kirche statt. Mit dem Motto „Fürchte dich nicht – Von Engeln und Menschen“ präsentierten sich alle fünf Chorgruppen des Jugendchores mit insgesamt über 100 Sängerinnen und Sängern.
Als passende und effektvolle Einstimmung erklang Johann Sebastian Bachs Choralvorspiel von „Wachet auf, ruft uns die Stimme“, besetzt mit Orgel, Trompete und Sopransolo, bevor die „Quintessenz“ auf der Empore mit dem Choral einsetzte. Mit der Hallelujamelodie improvisierend zog die Gruppe durch den Kirchenraum zum Chorraum der Kirche ein.
Die Verheißung der Geburt Jesu durch den Engel Gabriel an Maria hat Johannes Brahms im „Englischen Gruß“, hergeleitet von Engel, vertont. Hier zeigte die „Quintessenz“ ihre ganze Klasse im romantischen Repertoire mit differenzierter Gestaltung. Im Lied „Jul, jul, stralande jul“ des Schweden Gustav Nordquist traf der Chor gut den nordisch herben Tonfall. In „Lux aurumque“ des US-amerikanischen Komponisten Eric Whitacre besingen die Engel das neugeborene Kind. Ein impressionistisch anmutendes Werk mit einer Vorliebe für Sekunddissonanzen. Das wurde vorgetragen mit hochfeiner Intonation und Dynamik. Dabei wurden die Harmonien voll ausgekostet. Der Frauenchor sang danach das „Ave Maria“ des Neuseeländers David Hamilton, mit Klavier, 3 Solistinnen und dem Begleitchor in den Seitengängen, wunderschön und innig mit Ausdruck dargeboten.
Nun waren die Gruppen „Sekund“ und „Terz“ an der Reihe. Während Kinder übergroße Geschenke vorbeitrugen, sangen die beiden Gruppen Peter Schindlers zweistimmiges „Weiß das noch wer?“ Das geschah frisch und forsch, mit Überzeugung. Jetzt wurde es richtiggehend bewegend. Das gehört ebenso zu afrikanischer Musik wie der Rhythmus der Trommel. Mit Bewegung und Tanzschritten begleiteten die Kinder das Strophenlied „Na nzela na lola“ aus dem Kongo. Ein schwungvoller Vortrag.
Unter den Klängen von Querflöte und Klavier mit einer Pastorale zogen die Kleinsten, es ist die Gruppe „Prim“, als Hirten verkleidet, ein. Eingerahmt durch den Gesang der Gruppen „Sekund“, „Terz“ und „Quintessenz“ sangen sie das bekannte Hirtenlied „Kommet, ihr Hirten“. Danach „Als ich bei meinen Schafen wacht“. Toll, wie sie das mit ihrem ersten großen Auftritt machten, mit ausgesprochen schönen Stimmen, mit Bewegungen, mit Stampfen und Klatschen. Und mit feinem Echo. Und auch schon solistisch. Zum Abschluss dann noch das Lied „Engel sind Himmelsboten“. Eine mutige und bezaubernde Vorstellung.
„All day, all night, angels watching over me, my Lord“, traditionell aus dem Bereich der Spirituals, das war was für die Jugendlichen, die Gruppe „Quart“. Schnipsend betraten sie den Chorraum. Begleitet von einer Kistentrommel Cajón sangen und tanzten sie mit viel Rhythmusgefühl und Temperament.
Bereichernd und vertiefend wirkten die Textbeiträge, die zwischen den Chorauftritten eingeflochten wurden: die Impulse von Dekan Paul Magino, das Gespräch der Kleinsten über Engel und das beherzte Interview der kleinen Marlene.
Zwölf Sänger im Männerchor gaben „Nearer my god to thee“ von Lowell Mason und James L. Stevens zu Gehör, in einer modernen und jazzigen Gestalt, sonst als Kirchenlied bekannt.
Wie sich das glänzende Tenorsolo in englischer Sprache und der Chor mit seinen Begleit- und Widerpartphrasen in lateinischer Sprache zusammenfügten, war einfach große Kunst.
Auch dieses Jahr steuerte der Mitsänger Florian Mayer eine eigene Komposition bei: „What is Christmas to you?“ Hämmernde Klavierakkorde, Einsatz von E-Gitarre und Percussion, viel Bewegung in Rhythmus und Melodie, jazzartige Soloeinschübe, ein eindrucksvolles Werk.
Alle Chorgruppen waren nun zusammen. Sie intonierten „Gott hat mir längst einen Engel gesandt“ aus dem Musical „Daniel“ von Thomas Gabriel. Ein eingängiger Chorsatz. Sehr deutlich wurde das „Fürchte dich nicht!“ herausgehoben, das Motto des Abends. Einen glanzvollen Schlusspunkt setzte der Gesamtchor mit „Angels’ carol“ von John Rutter, mitreißend gestaltet, mit suggestiver und emphatischer Kraft, mit wunderbarer Steigerung zum jubelnden „Gloria“.
Da gab es kein Halten mehr. Stürmischer, lang anhaltender Beifall war der Lohn für ein imponierendes Adventskonzert.
Sensibel und souverän führte die Chorleiterin Christa Strambach ihre Chöre durch den Abend. Ihre anspruchsvolle musikalische Arbeit am Chor zeigte sich in der Intonation, in der Artikulation, in der Gestaltung, weckte Sangesfreude und Begeisterung bei den kleinen und großen Chormitgliedern. Aufmerksam und einfühlsam wurden die Chöre von Instrumentalisten, die teilweise aus den Chorreihen kamen, begleitet.

(Peter Fischer)